Schmierentheater oder Realpolitik – Zwischen diesen beiden Extremen schwanken derzeit die Kommentierungen zu den jüngsten Personalentscheidungen in der EU. Die Entscheidung der Regierungschefs, auf das so genannte Spitzenkandidaten-Modell der Europawahl zu pfeifen und für den Kommissionsvorsitz einen eigenen Kandidaten ins Rennen zu schicken, entwertet natürlich eindeutig die hochgejazzte Wahl zum Europaparlament. Doch die Parlamentarier ihrerseits sollten sich auch nicht beklagen. Denn sie hatten es versäumt, in den vergangenen Jahren dieses gewollte Prinzip auch institutionell zu verankern.
Dieses Manko wurde vor allem vom französischen Staatspräsidenten Emmanuel Macron erkannt und ausgenutzt. Denn dieser macht bekanntlich schon seit Jahr und Tag keinen Hehl aus seiner europapolitischen Agenda, die Frankreich wieder eine besondere Führungsrolle zugestehen soll. Mit den nun vorliegenden Personalvorschlägen (die nach unserer Einschätzung sehr wahrscheinlich auch umgesetzt werden), werden parlamentarische Blütenträume beendet. Denn: