Mit dem heutigen Donnerstag endet schon mal inoffiziell eine Ära. Denn heute leitete der Italiener Mario Draghi in seiner Funktion als bisheriger Präsident der Europäischen Zentralbank letztmalig die Ratssitzung. Je nachdem, wie sich Kommentatoren ordnungspolitisch oder regional einordnen lassen, fällt die Bilanz der letzten acht Jahre entweder positiv oder deutlich kritisch aus. Kein Wunder, hatte die EZB doch unter der tätigen Anleitung von Draghi nach der Finanzkrise den schon von seinem Vorgänger Trichet installierten südeuropäischen Ansatz der Geldpolitik nicht nur verstätigt, sondern auch deutlich ausgebaut.
Wir hatten es in der letzten Woche schon diskutiert: Auch die EZB ist inzwischen ein klarer Verfechter der sogenannten modernen Geldtheorie, mit der sich Notenbanken weniger mit der Rolle des Rahmensetzens im Hintergrund beschäftigen, sondern zu höchst aktiven Akteuren am Kapitalmarkt geworden sind. Die Anleihenkäufe, die sich längst nicht mehr auf Staatsanleihen beschränken, sondern Unternehmensanleihen mit einbeziehen und in Zukunft höchstwahrscheinlich auch Aktien betreffen, sind dafür exemplarisch.